Vom Auftrag bis zum vernetzten Zuhause: Handwerk wird digital
Smart Home Systeme machen den privaten Alltag zunehmend digital. Gleichzeitig halten digitale Technologien auch in handwerklichen Betrieben Einzug und verändern dort Prozesse, Kommunikation und Organisation.
Cloudbasierte Projektplanung, digitale Zeiterfassung und elektronische Rechnungsformate gehören heute in vielen Gewerken zur täglichen Praxis. Dafür wird zunehmend Buchhaltungssoftware für das Handwerkeingesetzt, die diese Abläufe strukturiert abbildet und rechtliche Vorgaben wie die E-Rechnung berücksichtigt. Die Digitalisierung wirkt sich auf sämtliche Bereiche aus, von der Arbeitsvorbereitung bis zur Kundenbetreuung.
Mit der Einführung der verpflichtenden E-Rechnung ab 2025 sowie dem wachsenden Bedarf an ressourcenschonenden Lösungen steigt der Druck zur Umstellung. Betriebe, die frühzeitig digitale Werkzeuge in ihre Abläufe integrieren, arbeiten effizienter und sichern sich strukturelle Vorteile im Wettbewerb.
Aktuelle Zahlen zeigen Digitalisierungspotenzial
Laut Bitkom setzen 85 Prozent der Handwerksbetriebe mindestens einen digitalen Service ein. Dazu zählen vor allem der digitale Angebotsversand, die Nutzung von Rechnungsprogrammen und die Online-Terminvergabe. Auch Messenger Dienste, Kundenportale und digitale Zahlungsoptionen sind weit verbreitet.
Gleichzeitig bewertet sich die Branche im eigenen Digitalisierungsgrad eher zurückhaltend. Die durchschnittliche Selbsteinschätzung liegt bei der Schulnote 3. 89 Prozent der befragten Betriebe sehen dennoch konkrete Chancen durch digitale Lösungen. Zu den meistgenannten Vorteilen zählen Zeitersparnis, bessere Sichtbarkeit und flexiblere Arbeitsorganisation.
Künstliche Intelligenz im Handwerk: Anwendungen noch begrenzt
Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz bleibt bislang die Ausnahme. Nur vier Prozent der befragten Betriebe nutzen entsprechende Anwendungen, etwa für automatische Planung, vorausschauende Wartung oder dynamische Preisgestaltung.
In jedem dritten Unternehmen besteht jedoch die Erwartung, dass KI bestehende Geschäftsmodelle verändern wird. Betriebe, die frühzeitig investieren, können nach Einschätzung vieler Befragter Vorteile im Wettbewerb erarbeiten. Hemmnisse bestehen vor allem bei der Qualifikation. Nur 29 Prozent der Unternehmen verfügen über Mitarbeitende mit konkreter Erfahrung im Umgang mit KI.
Nachhaltigkeit als Treiber der Digitalisierung
Neben Effizienz steht zunehmend auch die ökologische Wirkung digitaler Technologien im Fokus. Nachhaltigkeit gilt im Handwerk als wachsendes Entscheidungskriterium für Kunden. Digitale Systeme helfen dabei, Energieverbrauch und Materialeinsatz besser zu planen, Emissionen zu senken und nachhaltige Baustoffe sinnvoll einzusetzen.
Anwendungen wie smarte Heizungssteuerungen, vernetzte Energiemanagementsysteme oder ressourcenschonende Planung über BIM bieten messbare Vorteile. Digitale Strategien, die auf Nachhaltigkeit ausgerichtet sind, erhöhen die betriebliche Transparenz und gleichzeitig verbessern sie die Außendarstellung gegenüber Auftraggebern.
Rechnungsprogramme und Handwerkersoftware in der Praxis
Digitale Verwaltungslösungen unterstützen handwerkliche Betriebe bei der Umsetzung rechtlicher Anforderungen und der Optimierung betrieblicher Abläufe. Mit der bevorstehenden Einführung der E-Rechnung gewinnen strukturierte Prozesse an Bedeutung.
Typische Funktionen branchenspezifischer Software umfassen Angebotskalkulation, Auftragsabwicklung, Lagerführung, Buchhaltung und Belegarchivierung. Ein Handwerksbetrieb kann beispielsweise mit einer integrierten Lösung einen Kundenauftrag erfassen, Materialkosten einbinden, die Terminplanung koordinieren und im Anschluss eine E-Rechnung im gesetzlich vorgeschriebenen Format erstellen.
Rechnungsprogramme für Handwerker schaffen Klarheit in der Buchführung und reduzieren den Aufwand für manuelle Tätigkeiten. Viele Lösungen bieten mobile Zugänge für Baustellen und Außendienste, um Informationen standortunabhängig zu erfassen.
Weiterbildung und Förderprogramme als Schlüsselfaktoren
Trotz des erkannten Potenzials investieren bislang nur 43 Prozent der Handwerksbetriebe gezielt in Weiterbildungsmaßnahmen zum Thema Digitalisierung. Dabei sind praxisnahe Angebote verfügbar, etwa Schulungen zur Bedienung von Softwarelösungen, Webinare zur rechtssicheren E-Rechnung oder Kurse zum digitalen Projektmanagement. Auch Förderprogramme bieten finanzielle Unterstützung.
Zusätzlich unterstützen Handwerkskammern und Brancheninitiativen bei der Auswahl geeigneter Tools und Fortbildungsangebote.
Digitalisierung im Handwerk als kontinuierliche Aufgabe
Der digitale Wandel im Handwerk ist weit mehr als eine technische Umstellung. Er betrifft Strukturen, Kompetenzen und Geschäftsprozesse gleichermaßen.
Die Einführung von Rechnungsprogrammen, der Umgang mit Cloudlösungen oder die Integration smarter Systeme erfolgt schrittweise und abhängig von den betrieblichen Voraussetzungen. Klar definierte Zuständigkeiten, begleitende Qualifizierung und gezielte Investitionen erhöhen die Umsetzungschancen.
Betriebe, die Digitalisierung als langfristige Aufgabe begreifen und strukturiert angehen, gestalten ihre Zukunft aktiv. Technologische Entwicklungen bieten hierfür zahlreiche Ansatzpunkte – von der Projektplanung über die Kundenkommunikation bis zur Buchhaltung.